Vier Konzerte – Das große Finale im Dezember!

Mein mit Abstand erlebnisreichstes, aufregendstes und zugleich anstrengendstes Jahr meiner bisherigen Vereinsmitgliedschaft geht zu Ende. Aber nicht nur meines; alle aktiven Mitglieder des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V. schauen auf außergewöhnliche zwölf Monate zurück, die es so noch nicht gab und die es in dieser Form sicherlich auch nicht wieder geben wird.

Das nachgeholte 150. Vereinsjubiläum mit Sonderveranstaltungen im Herbst, die wegen Corona nachgeholten Veranstaltungen und drei einigermaßen kurzfristige Anfragen externer Konzertveranstalter sorgten bei den Chormitgliedern für volle Terminkalender. Insbesondere unser Liedermeister Michael Pauser bestätigt, dass der deutlich erhöhte Aufwand einige Mitglieder an ihre Belastungsgrenze gebracht hat. Auch für mich überstieg der Aufwand durch Proben, Auftritte und nicht zuletzt die Mitarbeit im Vorstand zeitweise meine Vorstellungen vom Hobbysingen in einem Laienchor. Und dennoch möchte ich keine einzige dieser fantastischen Erfahrungen missen. Ich durfte großartige Momente erleben, die alle Mühe wert waren. Allein im Dezember krönten vier große Konzerte, z. T. weit über die Landesgrenze hinaus, unser aktives Vereinsjahr.

Eines der Höhepunkte stellte das Gewandhaussingen in Leipzig dar. Bereits 2020 erhielt unser Chor die Einladung des Sächsischen Chorverbandes e. V. zum 26. Gewandhaussingen Sächsischer Chöre in Leipzig. Aus bekannten Gründen fand dieses erst mit zweijähriger Verspätung statt. Unsere Einladung hierzu blieb bestehen. Erfreut darüber, dass unsere musikalischen Aktivitäten in der sächsischen Chorlandschaft durchaus positiv wahrgenommen werden, reisten wir am Samstag, dem 03.12.2022 zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen erwartungsvoll nach Leipzig. Unterstützt wurden wir vom neugegründeten Schulchor des Gymnasiums „Alexander von Humboldt“ Werdau. Im Rahmen der seit Herbst 2021 bestehenden Kooperation bereicherten die jungen Stimmen der Schülerinnen und Schüler unsere Darbietungen bei diversen Auftritten bereits mehrfach. Während sich bis zu 14 Chöre aus Leipzig, Freiberg, Aue, Schwarzenberg – um nur einige zu nennen – für das Foyer-Singen beworben hatten, erfüllte es uns mit unfassbar großem Stolz, als Gesangverein aus dem kleinen westsächsischen Langenbernsdorf für das Festkonzert im Großen Saal des Gewandhauses Leipzig nominiert worden zu sein. Lediglich vier Chöre aus ganz Sachsen durften das Festkonzert mitgestalten. Nach unserer Ankunft in Leipzig war die freudige Aufregung deutlich spürbar. Bereits während der gemeinsamen Probe für das Eröffnungsstück „Macht hoch, die Tür“ mit allen Chören, die von unserem Liedermeister Michael Pauser geleitet wurde, stellte sich die erste Gänsehaut bei mir ein. Das unfassbar tolle Klangerlebnis der rund 400 Chorstimmen bei sensationeller Akustik begeisterte mich sehr.

Später während des Festkonzertes erlebten die Gäste ein wunderbar vielseitiges Konzert. Unser Programm umfasste sechs Titel unseres weihnachtlichen Repertoires. Neben bekannten Stücken wie „Es ist ein Ros’ entsprungen“, „Stille Nacht“, oder „Carol of the Bells“ erklangen das bekannte „Jingle Bells“ als „Glöckchenklang“ in deutscher Bearbeitung von Nico Nebe sowie das appalachische Weihnachtslied „I Wonder as I Wander“ erstmalig vor Publikum. Das Lied „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelsohn Bartholdy mit dem Text von Martin Luther beendete unseren Auftritt. Mit dem Applaus überkamen mich Erleichterung, große Freude und auch Stolz. Dieses erhebende Gefühl, einmal als Akteur auf dieser Bühne stehen zu dürfen, wird wohl jedem von uns in lebhafter Erinnerung bleiben. Der Beifall zeigte, dass wir auch beim Publikum des fast ausverkauften Konzerthauses mit unserem 20-minütigen Programm einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben. Einige Stimmen und Aufnahmen aus dem Zuhörerraum bestätigten uns im Anschluss, dass es auch bei dem ein oder anderen Konzertbesucher zu Gänsehautmomenten gekommen ist. Leider mussten wir nach dem Auftritt die Bühne und damit den Saal verlassen. So konnten wir die Beiträge der anderen drei Festkonzertchöre nicht genießen. Ein Wermutstropfen, den wir alle sehr bedauern und der aus Sicht der Veranstaltungsorganisatoren verbesserungswürdig erscheint. Als abschließender Höhepunkt der Veranstaltung versammelten sich nochmals alle Festkonzert-Chöre auf der Bühne, um gemeinsam mit den Foyer-Chören das Stück „Der Quempas“ zu singen. Das Konzert fand mit dem, von allen Anwesenden gesungenen, Lied „Süßer die Glocken nie klingen“ ein sehr festliches Ende.

Bereits am 12.12.2022 stand ein weiteres Highlight in unserer Vereinsgeschichte an. Relativ kurzfristig und mitten in unserem eigenen Jubiläumsjahr mit Sonderveranstaltungen und Nachholkonzerten, erreichte unseren Verein eine Anfrage von dem Dirigenten Dorian Keilhack, der nicht nur Chefdirigent der Vogtland Philharmonie ist, sondern vor einigen Jahren in Erlangen das Orchester Camerata Franconia gegründet hat. Auf dem Programm für das geplante Konzert stand neben Ludwig van Beethovens 4. Klavierkonzert auch dessen Sinfonie Nr. 9 in d-Moll mit dem großen Finalchor „Freude, schöner Götterfunken“ – und wir sollten mitsingen! Nach reiflicher Überlegung sagten wir zu, überwogen doch die Freude und Ehre, trotz eines vollen Kalenders an solch einem großen Projekt mitwirken zu dürfen. So machten sich etwa 30 Sängerinnen und Sänger am frühen Nachmittag des 12.12.2022 mit einem Reisebus auf den Weg in die Heinrich-Lades-Halle nach Erlangen. Die Stimmung war ausgezeichnet und geprägt von Vorfreude.

In Erlangen angekommen, erwartete uns ein Projektchor der Superlative. Die größte Herausforderung lag darin, die weit über 200 Sängerinnen und Sänger aus fünf verschiedenen Chören auf der Bühne zu platzieren. Da wir bereits am 9. Oktober 2022 die 9. Sinfonie in Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Michael Koehler mitgesungen hatten, war uns die Situation nicht ganz neu. Und doch war es wieder eines dieser ganz besonderen Erlebnisse. Wenn so viele Menschen in Begleitung eines großen Orchesters Friedrich Schillers Ode „An die Freude“ zelebrieren, bleibt kein einziger Zuhörer unberührt. Das Konzert endete mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen. Dirigent, Orchester, Chor und Solisten bekamen minutenlangen Beifall. Nicht zuletzt dankte man den musikalischen Leitern der jeweiligen Chöre. Unser Liedermeister Michael Pauser stand diesmal mit auf dem Chorpodest und hat es genossen, im Bass seine Stimmgruppe kräftig als Sänger zu unterstützen.

Frei nach dem Motto: „Nach dem Konzert ist vor dem Konzert“ fand schon drei Tage später, am 15.12.2022 unser gemeinschaftliches Adventskonzert mit dem Schulchor des Gymnasiums Werdau statt. Diesmal endlich wieder vor einheimischem Publikum. Bei aller Begeisterung für Auftritte außerhalb der Ortsgrenze sind die kleinen Konzerte mit Blick auf die heimische Kirchturmspitze immer wieder schön und liegen uns sehr am Herzen. Unser Adventskonzert unter der Leitung von Michael Pauser versetzte etwa 160 Besucher im Saal des Landgasthofes „Weißes Roß“ für etwa 75 Minuten in feierliche Stimmung. Sie erlebten einen weihnachtlichen Mix aus Chorsätzen unseres Repertoires und einstimmigen Mitsingliedern. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen übernahm Thomas Lohri die Begleitung am Klavier. Die anschließende kleine Weihnachtsfeier unserer Vereinsmitglieder haben alle bei Glühwein und Leckereien sehr genossen. Allerdings konnte das Weihnachtsfest für uns noch nicht endgültig eingeläutet werden.

Ein Auftritt stand noch an; der letzte für das Jahr 2022. Wir waren sehr geehrt, als unser Chor vor einigen Monaten von der bekannten Sopranistin Deborah Sasson angefragt worden ist, am 17. Dezember ein gemeinsames Weihnachtskonzert im Neuberinhaus Reichenbach zu gestalten. Eine Einladung, der wir sehr gern gefolgt sind. Begleitet wurde der sehr sympathische Opern- und Musicalstar von dem Weltklassepianisten Iwan Urwalow und dem syrisch-deutschen Geiger Ashraf Kateb. Es wurden Titel vieler verschiedener Genres dargeboten. Wir hatten die Möglichkeit, einige Stücke mit Deborah Sasson gemeinsam zu präsentieren, was viel Spaß machte und neue Perspektiven aufzeigte. Besonders erfreulich war, dass sich einige engagierte Jugendliche aus dem Schulchor des Gymnasiums Werdau ebenfalls dazu entschlossen haben, am Konzert teilzunehmen, um uns stimmlich zu unterstützen. Wie auch zum Adventskonzert wurden wir bei unseren Chorstücken, wie üblich, ganz hervorragend von Thomas Lohri am Klavier begleitet. Lieber Thomas, auf dich ist immer Verlass, selbst wenn die Nase zu und die Stimme weg ist. Vielen Dank dafür!

Für alle Vereinsmitglieder endete am 17. Dezember 2022 ein interessantes und bewegtes Jahr. Allen, die dazu beigetragen haben, gebührt großer Dank! Danke allen Mitsängerinnen und -sängern unseres Chores: Schön, dass ihr das alles mitgemacht habt. Danke den Schülerinnen und Schülern des Schulchores: Ihr seid Klasse und es macht richtig Spaß mit euch! Danke unserem treuen Publikum, allen Partnern (!) und Spendern: Ohne Sie und euch ginge das alles nicht. Ein ganz besonderes Dankeschön an meine Vorstandskolleginnen und -kollegen, allen voran dem Vorsitzenden Stefan Hoffmann und unserem Liedermeister Michael Pauser: Ihr hattet mit Abstand die meiste Arbeit!

Ihnen und euch wünsche ich im Namen unseres Vereines ein frohes, gesundes und zufriedenes neues Jahr!

 

Anke Götz
Vorstandsmitglied
Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V.

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