Umjubelte Konzerte krönen ein erneutes Rekordjahr

Obwohl ich im April 2024 nach über 16 Jahren mein Amt als Liedermeister des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V. abgegeben habe, stellte sich für mich weder zuvor noch danach die Frage, ob ich dem Verein verbunden bleiben werde. Im September durfte ich die Konzerte des Projektes „Ein Dorf singt: An der schönen blauen Donau“ dirigieren. Als ich kurz vor dem Konzertwochenende für die Endproben erstmals wieder auf ‚meinen‘ Chor traf, war da nicht nur die Freude über das Wiedersehen mit vielen lieben und engagierten Menschen, sondern wir alle haben endgültig festgestellt, woran ich nie gezweifelt hatte: In den letzten Jahren hat sich der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. personell so breit aufgestellt, dass Wechsel an der Spitze kein Problem darstellen.

In der langen Zeit des Übergangs zwischen 2012 und 2018 habe ich den Verein in Personalunion auch als Vorsitzender geleitet. Als Stefan Hoffmann 2019 mit seinem aus langjährig verdienten und neuen Vorstandsmitgliedern bestehenden Vorstandsteam den Vorsitz übernahm, passierte dies bereits ohne merklichen Bruch und stets mit Zielen vor Augen, die fünf oder zehn Jahre in der Zukunft lagen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt konzentrierte ich mich neben der musikalischen Arbeit auch darauf, dass ein potentieller Nachfolger für das Amt des Liedermeisters ausgebildet wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich irgendwann diese Tätigkeit aus beruflichen Gründen würde aufgeben müssen, war nicht gering. Mit dem gebürtigen Langenbernsdorfer Thomas Lohri hatte ich zu dieser Zeit bereits einen Assistenten, der nicht nur das Talent, sondern auch den Willen zeigte, zunehmend Aufgaben in der musikalischen Leitung des Vereines zu übernehmen und an Weiterbildungen teilzunehmen. Zudem kennt er den Verein, die Menschen und das Dorf.

Als im April 2024 der Tag des Wechsels tatsächlich gekommen war, geschah auch dies wieder völlig geräusch- und bruchlos. Die Skepsis, ob dies gelingen könnte, war bei einigen sehr groß. Viele Chorsänger und auch zahlreiche Konzertbesucher kamen zu mir, riefen mich an oder schrieben mir, dass Sie Angst um die Zukunft des Chores hätten. Doch die musikalische Arbeit ging nahtlos weiter. Die wöchentlichen Proben und die ersten Auftritte unter der Leitung des neuen Liedermeisters Thomas Lohri waren von positiver Energie, Euphorie und Zielstrebigkeit geprägt wie eh und je.

Und so kam es, dass ich nach nur knapp fünf Monaten Abwesenheit in einige neue Gesichter schaute, als ich wieder einmal eine Chorprobe leitete. Im Jahr 2024 hat der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. elf neue Chormitglieder gewonnen, von denen drei unter 20 Jahren alt sind! Damit erreichte die Mitgliederzahl des Chores einen Höchststand von 76 Mitgliedern, genau wie die Zahl aller Vereinsmitglieder mit 113 ebenfalls auf einen seit Jahrzehnten nicht gemessenen Wert stieg. Gleichzeitig sank das Durchschnittsalter des Chores in den vergangenen fünf Jahren von 60,1 auf 55,3 – im Jahr 2017 hatte das Durchschnittsalter noch bei 67,9 gelegen!

Der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. hat im Jahr 2024 zum wiederholten Male bewiesen, dass er krisensicher ist. Eine solch pluralistische, generationenübergreifende und kunstliebende Gemeinschaft, die einerseits traditionsverbunden und andererseits innovativ ist, wird in unseren Zeiten auch dringend benötigt. Das haben internationale Ereignisse wie die Flüchtlingskrise oder die Corona-Pandemie eindrucksvoll gezeigt. Das beweist aber auch der nach wie vor optimistische Blick in die Zukunft, trotz des nicht selbstverschuldeten Fehlens eines Probenraumes oder des jüngsten Konzertverbotes in unserem geliebten Saal des Landgasthofes „Weißes Roß“.

Letzteres war der Grund, das Adventskonzert am 19. Dezember zu verlegen. Nur 100 Gäste hätten wir nach dem kurzfristigen Erlass einer neuen Brandschutzordnung empfangen dürfen. Nach den 300 Konzertbesuchern 2023 war klar, dass das keine Option sein kann. Mit der St. Bonifatius-Kirche in Werdau fanden wir jedoch schnell einen neuen Partner, der uns dankbar unser Konzert ermöglichte. Wieder gab es Bedenken, ob uns unser Publikum an den neuen Ort folgen würde. Doch erneut sollten die Pessimisten sehr schnell verstummen: Nachdem lange vor Konzertbeginn etwa 400 Personen in der Kirche waren, mussten weitere Interessierte wieder nach Hause geschickt werden. Die Kirche war bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz gefüllt.

So stieg die Aufregung bei allen Beteiligten. Neben dem Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. wirkte erneut auch der Schulchor des Gymnasiums „Alexander von Humboldt“ aus Werdau mit. Auch ich reihte mich als Sänger in den Chor ein und genoss es, einmal keine Verantwortung mehr haben zu müssen. Stattdessen hatte ich als aufmerksamer Sänger nun ständig meinen Nachfolger Thomas Lohri im Blick. Der sonst so gelassen wirkende hauptberufliche Softwareentwickler war anfangs sichtlich nervös. Immerhin war es das erste große Konzert, das er allein dirigierte. Doch von Takt zu Takt stiegen die Freude und die Begeisterung über das, was da gerade entstand: stimmige weihnachtliche Chormusik mit deutschen und internationalen Liedern. Getragen vom Wechsel des im Werdauer Sakralraum noch stimmgewaltiger wirkenden Chores und des tosenden Beifalls nach jedem Titel entstand Stück für Stück eine äußerst gelungene Einstimmung auf die nahende Weihnachtszeit.

Gesangverein und Schulchor haben wieder einmal gezeigt, wie gut sie gemeinsam musizieren und wie beide Chöre voneinander profitieren. Mittlerweile sind auch erste (ehemalige) Schulchorsänger Mitglieder im Gesangverein geworden. Gute Nachwuchsarbeit wird also im Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. nicht nur in Führungspositionen betrieben, sondern vor allem auch an der Basis. All diese Dinge stimmen mich nicht nur zufrieden und machen mich stolz, sondern sie lassen mich vor allem beruhigt in die Zukunft blicken.

Das Gleiche gilt für Gastengagements des Chores. Denn nach wie vor ist der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. auch gern gesehener Partner von Theatern und Profi-Orchestern. Bis weit über die Region hinaus steht unser Name für Verlässlichkeit und Professionalität. Ein Höhepunkt in diesem Jahr wird u. a. die Mitwirkung des Chores im Festkonzert zum Kulturhauptstadtjahr des Sächsischen Sinfonieorchesters Chemnitz in der Stadthalle Chemnitz am 15. November. Außerdem liegt nicht nur die erneute Einladung der Philharmonie Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Michael Koehler für die Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven im Gewandhaus Leipzig am 9. Oktober 2025 vor, sondern das gleiche Werk sang der Chor auch kürzlich am 28. Dezember im Vogtlandtheater Plauen sowie am 29. Dezember im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ in Zwickau vor jeweils ausverkauftem Haus. Die Clara-Schuman-Philharmoniker Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Leo Siberski hatten unseren Chor nach der Premiere 2023 erneut verpflichtet. Nach den umjubelten Konzerten war der Chefdirigent des Theaters Plauen-Zwickau voll des Lobes für den Chor, der neben den Langenbernsdorfer Sängerinnen und Sängern auch aus Mitgliedern der Singakademie Plauen und dem hauseigenen Opernchor bestand. Wieder waren Liedermeister Thomas Lohri sowohl die Aufregung als auch die Glückseligkeit ins Gesicht geschrieben, als er an beiden Abenden neben den vier Solisten und dem Dirigenten den verdienten Applaus für die Einstudierung des Chores entgegennehmen durfte.

So krönten drei umjubelte Konzerte Ende Dezember 2024 ein erneutes Rekordjahr des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V. Ich werde weiterhin als Vertreter des Liedermeisters zur Verfügung stehen, den Chor im Bedarfsfall bei größeren Konzerten als Sänger unterstützen oder einfach mal aus der Zuschauerperspektive das genießen, was so viele engagierte Menschen aus der ganzen Region Woche für Woche in Langenbernsdorf für Langenbernsdorf und weit darüber hinaus proben. Mögen schnellstmöglich wieder Konzerte im Landgasthof „Weißes Roß“ möglich werden. Kultur gehört in die Mitte des Dorfes. So hoffen wir, dass die nächste Auflage von „Ein Dorf singt“ mit der Aufführung von Georg Friedrich Händels berühmten Oratorium „Der Messias“, aus dem Sie alle den Ohrwurm „Hallelujah“ kennen, wieder in unserem heimischen Saal stattfinden kann und darf. Der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V., die vier Solisten, die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und ich als Dirigent freuen uns bereits darauf, am 17. und 18. Dezember 2025 in unserem Heimatort für Sie zu musizieren. Was es nun braucht, ist vor allem politischer Wille. Am größtmöglichen Engagement der Sängerinnen und Sänger des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V. wird es jedenfalls nicht mangeln. Der Chor war, ist und bleibt für Sie da – mit neuer Leitung und alter Professionalität.

Michael Pauser
Mitglied des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert