Sonntag, 09.10.2022, 13.30 Uhr: An der Bushaltestelle vor der Schule herrschte aufgeregtes Treiben. 46 Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins zu Langenbernsdorf e. V. schickten sich an, eine Fahrt mit dem Sonderbus nach Leipzig anzutreten. Das fleißige Üben mit unserem Liedermeister Michael Pauser, auch unter den Problemen der Coronazeit, trägt seine Früchte. Die Gedanken gingen zurück an so manche schöne, wenn auch zuweilen mühsame Chorprobe und die erfolgreichen Auftritte der jüngeren Vergangenheit. Während die Pandemie allgemein im Chorgesang herbe Verluste nach sich zog, konnte sich der Langenbernsdorfer Chor personell und gesanglich kontinuierlich verstärken. Das blieb in Fachkreisen nicht unbemerkt.
Das Ziel der Reise war die Peterskirche in Leipzig, wo wir das Festkonzert zum Gedenktag an die Friedliche Revolution 1989 mit der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven mitgestalten durften. Erst im Sommer wurden wir kurzfristig dafür angefragt. Eine einzige Übungsstunde unter der Leitung des Chefdirigenten der Philharmonie Leipzig Prof. Dr. Michael Koehler im Vorfeld konnte den Musikprofi von den Qualitäten unseres Gesangvereins überzeugen.
Nach eineinhalbstündiger Fahrt war das Ziel erreicht und die Spannung erlangte ihren ersten Höhepunkt. In dem sogenannten „Raum der Stille“ traf sich der Langenbernsdorfer Chor mit weiteren 33 Sängerinnen und Sängern des Leipziger Philharmonischen Chores, der zu diesem Anlass als Projektchor die 9. Sinfonie einstudiert hatte. Es warteten somit 80 Sopranistinnen, Altistinnen, Tenöre und Bässe auf ihren gemeinsamen Einsatz. Damit war es mit der Stille im Raum vorüber. Spätestens beim Einsingen und der Generalprobe mit der Philharmonie Leipzig unter Leitung von Herrn Koehler war allen klar, weshalb letzterer so großen Wert auf die Betonung der Konsonanten gelegt hat: Die Akustik in diesem großen Gotteshaus ist gewaltig und war für uns etwas ungewohnt.
Pünktlich um 20 Uhr stellten wir uns für den Einmarsch auf. Jeder merkte sich seinen Vordermann, hielt die Noten auf der dem Publikum abgewandten Seite und konzentrierte sich, dass er beim Einlaufen nicht stolperte. Dann war es endlich soweit. Die Kirche war gefüllt, die Gäste empfingen uns mit viel Applaus. Die Festrede hielt Bundespräsident a. D. Joachim Gauck. Er sprach in gewohnt ruhiger und besonnener Art über den Mut, beim Kampf für die Freiheit die Angst zu überwinden und für den Erhalt der Freiheit zu kämpfen – nicht nur damals in der DDR, sondern ganz aktuell auch in der Ukraine und im Iran.
Dann begann die Sinfonie mit ihrer wunderbaren Musik. Im 4. Satz hatten der Chor und die Solisten Christiane Libor (Sopran), Jasmin Etminan (Alt), Martin Petzold (Tenor) und Stephan Klemm (Bass) ihren Einsatz, den sie meisterhaft vortrugen. Es war das Festkonzert anlässlich der friedlichen Revolution 1989. Deshalb sangen wir „FREIHEIT, schöner Götterfunken“ statt „Freude, schöner Götterfunken“. Dabei klangen aber unsere Gedanken auch an Freude und Frieden in dieser Stunde mit.
Wir haben alles gegeben, was in uns steckte – von pianissimo bis fortissimo. Als dann die letzte Zeile erreicht war, waren wir durchaus erschöpft, aber froh und glücklich. Ein großer Beifallssturm der Zuhörer war unser Lohn! Sogar Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt gratulierten unserem Vorsitzenden Stefan Hoffmann und unserem Liedermeister Michael Pauser persönlich zu diesem Erfolg. Bei dieser Gelegenheit überreichten wir dem Altbundespräsidenten unsere Festschrift zum Jubiläum „150+1 Jahre Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V.“
Auf der Rückreise herrschte eine gelöste Stille. Für uns alle war es ein wunderschönes bleibendes Erlebnis und es wird sicher auch einen würdigen Platz in der Vereinschronik des Gesangvereins zu Langenbernsdorf e. V. einnehmen. Nun freuen wir uns schon auf die erneute Aufführung der 9. Sinfonie, diesmal am 12. Dezember in Erlangen. Auch dort hat sich mittlerweile herumgesprochen, welch guter Chor in Langenbernsdorf zu Hause ist. Inzwischen hat uns schon die Einladung der Philharmonie Leipzig erreicht, wir mögen doch für das Konzert am 9. Oktober 2023 bitte wieder nach Leipzig kommen. Diese Anerkennung erfüllt uns mit Stolz und Freude.
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Die Corona-Pandemie hat dem gesamten Vereinsleben schwer zu schaffen gemacht. Große Lücken sind auch in den Mitgliederzahlen entstanden, manch ein Verein ist von der Bildfläche verschwunden. So auch im Chorgesang. Nun ist es Zeit sich neu zu formieren. Dazu hatte der Westsächsische Chorverband e. V. unter Leitung des wiedergewählten Präsidenten Nico Nebe zu einem Festkonzert der Chöre aus der Region in das Neuberinhaus in Reichenbach eingeladen. Am 08.10.2022 um 13.30 Uhr trafen sich die angereisten Sängerinnen und Sänger von neun Chören im Foyer des Neuberinhauses zum gemeinsamen Einsingen. Bekannte Mitglieder begrüßten sich, aber manch ein Gesicht fehlte auch!
Die reinen Männerchöre waren mit drei Vereinen vertreten. So war der Männergesangverein „Elsterklang“ Weischlitz krankheitsbedingt in kleiner Formation angetreten, der Männerchor „Liederkranz“ 1843 Zwickau sang in bekannter Qualität und die Freiberger Bergsänger begeisterten mit einem Gesangsstück über die vielseitige Verwendung des im Bergbau üblichen „Arschleders“.
Als reine Vertretung aus der Damenwelt konnte auch der Frauenchor Reichenbach unter der neuen Leitung von Nico Nebe überzeugen. Unter Leitung unseres Liedermeisters Michael Pauser stellte sich der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. als gemischter Chor vor. Uns wurde eine sehr positive Entwicklung in letzter Zeit, trotz Corona, bescheinigt. Das Besondere an unserem Chor ist tatsächlich, dass er sich durch neue Sänger und Sängerinnen kontinuierlich verjüngt hat. Der Kammerchor „Belcanto“ Zwickau überzeugte auf hohem Niveau. Ein ganz besonderer Höhepunkt aber war der Auftritt des Kleinen Schwanenschloß-Kinderchores Zwickau. Nicht nur, weil es Riesenspaß machte, den Kindern vom Vorschulalter bis zu den ersten Schuljahren in ihrer Lockerheit und Leichtigkeit beim Singen zuzuschauen, sondern auch ihr ganz besonderes Liedgut überzeugte.
Jeder Chor stellte in jeweils 20 Minuten sein derzeitiges Repertoire vor und allen konnte eine gute Qualität bescheinigt werden. Sicher ist aber auch die nicht neue Erkenntnis, junge Menschen zum Mitsingen von zeitgemäßem Liedgut zu begeistern, denn dies ist eine der wichtigsten Säulen für die Zukunft der Chöre.
Die gelungene Veranstaltung wurde mit dem gemeinsamen Gesang aller Chöre von „Dona nobis pacem“, einem Kanon, der in die aktuelle Zeit passt, beschlossen. Froh gestimmt neigte sich der Tag für die Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins zu Langenbernsdorf e. V. dem Ende; damit waren wir schon eingestimmt auf das Ereignis des kommenden Tages.
Dietmar Gutsche