„An der schönen blauen Donau“ in Langenbernsdorf

„Es ist nach drei schon… Und längst vor zwei schon, gehört sie doch ins Bett!“ Mit diesem Ohrwurm im Kopf schlief ich gestern, glücklicherweise deutlich vor drei Uhr morgens, zufrieden ein. Was für ein Abend! Mein Ohrwurm stammt aus dem Operetten-Musical „My Fair Lady“, dem Stück, in dem Eliza Doolittle hingebungsvoll bekennt: „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“.

Aber von Beginn an: Am heutigen Samstagabend, dem 28.09.2024 fand das erste von zwei Konzerten des 2013 ins Leben gerufenen Projektes „Ein Dorf singt“ des Gesangvereins zu Langenbernsdorf e. V. statt. Zum elften Mal durften wir gemeinsam mit der wunderbaren Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach musizieren. Zum wiederholten Mal ist es gelungen, die Sopranistin Andrea Chudak aus Fürstenwalde und den Bass Tobias Oliver Hagge aus Berlin zu gewinnen. Egal ob auf oder hinter der Bühne, es ist immer wieder eine Freude, mit ihnen zu arbeiten. Die beiden versprühen bei aller Professionalität stets gute Laune, die alle ansteckt.

Erneute Unterstützung erhielt unser Chor zudem vom Schulchor des Gymnasiums „Alexander von Humboldt“ Werdau. Der Schulchor wurde 2021 durch eine Kooperation des Gymnasiums mit dem Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. gegründet und wird seither von Andrea Gralla und Michael Pauser geleitet. Die knapp 40 jungen Stimmen verstärkten unseren Chor bereits zu verschiedenen Anlässen, wobei sich die Zusammenarbeit stets sehr angenehm gestaltet. In diesem Jahr gab es aber auch einige Premieren. So findet das Projekt zwar unter dem Dirigat von Michael Pauser statt, allerdings nicht mehr in seiner Funktion als unser Liedermeister. Diese hat er bereits im April, nach 16-jähriger Arbeit in diesem Amt, an seinen Nachfolger Thomas Lohri abgegeben. Seither leitet Thomas die Proben und alle musikalischen Geschicke des Vereins erfolgreich und mit großem Engagement. Michael hingegen wird dem unseren Verein zu unserer großen Freude zumindest teilweise erhalten bleiben. Auch nach seinem Amtsantritt als Orchesterdirektor der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach im Oktober 2024 dürfen wir damit rechnen, dass er das hauptsächlich durch ihn ins Leben gerufene Projekt „Ein Dorf singt“ weiterhin dirigieren wird. Gewohnt wortgewandt und unterhaltsam führt er durch das Programm und versorgt die Zuschauer mit allerlei interessanten Informationen zu Komponisten und Inhalten der unterschiedlichen Musikstücke.

Erfreulich für uns alle ist die Tatsache, dass der Saal des Landgasthofes „Weißes Roß“ erstmals bereits seit Wochen für beide Konzerte ausverkauft ist. Spätentschlossene hatten beim Kartenkauf das Nachsehen. Lediglich einige Restkarten waren noch zu erhaschen. Das Motto „An der schönen blauen Donau“ lockte letztlich über 530 Besucher aus Nah und Fern in unseren schönen Gemeindesaal. Das Programm hat es in sich! Melodien aus Operetten mit Ohrwurmcharakter von Johann Strauß über Jacques Offenbach und Franz Lehár bis hin zu Leonard Bernstein erfüllen den Saal. Andrea Chudak glänzt unter anderem in ihrer Rolle als Eliza Doolittle mit „Es grünt so grün“. Ihre Interaktionen mit dem Publikum sind herzerfrischend, ansteckend und so lustig zugleich, dass sich nicht nur die Konzertbesucher amüsieren, sondern auch der Chor teilweise Mühe hat, seine Einsätze nicht zu verpassen. Im Verlauf des Abends wird auf der Bühne gemeinsam gescherzt, zu Trinkliedern angestoßen und zu Walzern geschunkelt. Auch eine pantomimische Einlage der Sängerinnen und Sänger sorgt bei Publikum und Akteuren gleichermaßen für Erheiterung. Heftiges Veto legt der Chor ein, wenn die Orchestermusiker den Gesangspart im „Egyptischen Marsch“ von Johann Strauß (Sohn) anzustimmen beginnen. Das Stück wird abgebrochen und die betreffende Stelle wiederholt. Dann setzen lautstark 100 Chorstimmen ein, um das monumentale Werk, dessen Komposition seinerzeit eigens zur Eröffnung des Suezkanals in Auftrag gegeben wurde, überzeugend darzubieten.

Während vom Orchester das Instrumentalstück „Erinnerung an Ernst oder Der Karneval in Venedig“ von Johann Strauß (Vater) gespielt wird, veranschaulicht unserer Vorsitzender Stefan Hoffmann mit Witz und Charme die verschiedenen Themen der Komposition auf eindrucksvolle Weise per Pantomime und mit einem Korb voller Plüschtieren. Besonders bei unseren jüngsten Besuchern führt diese Einlage zu herzhaften Lachattacken. Ebenso beweist Tobias Hagge mehrfach außerordentliches Schauspieltalent. Während des Abends überzeugt er in verschiedenen Rollen, ob als verführerische Fliege im Fliegenduett aus der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach, als schmachtender Danilo aus der Operette „Die Lustige Witwe“ von Franz Lehár oder in der grandiosen Darbietung des Tangos der alten Dame „I am so Easily Assimilated“ aus Leonard Bernsteins Operette „Candide“ im goldenen Paillettenkleid und in High Heels. Er macht stets eine sensationelle Figur, die begeistert.

Es ist bereits spät abends nach dem Konzert, ich liege schon im Bett und summe noch immer vor mich hin. Noch immer erreichen mich etliche Handy-Mitteilungen. Auch die anderen Chormitglieder sind von dem schönen Abend noch völlig hingerissen und euphorisch gestimmt. Es werden Bilder geteilt und Meinungen bekundet, durchweg positiv. Eine Mitsängerin aus dem Sopran bringt es dabei auf den Punkt, wenn sie schreibt: „Es hat aber auch wieder mega Spaß gemacht und das Beste – wir dürfen es morgen noch einmal wiederholen.“

Vielen Dank an alle, die mitgewirkt, vorbereitet, gesponsert und gefördert haben. Ohne die vielen fleißigen Helfer, auch abseits der Bühne, wären Projekte dieser Art nicht machbar. Besonderer Dank gebührt der Gemeinde Langenbernsdorf, dem Landkreis Zwickau und dem Kulturraum Vogtland-Zwickau, die das Projekt wiederholt mit Fördermitteln unterstützen. Nicht zuletzt möchte ich Ihnen und euch ein herzliches Dankeschön sagen, die unsere Konzerte regelmäßig oder auch nur gelegentlich besuchen. Ein an zwei Abenden restlos ausverkaufter Saal ist Lohn aller Mühen und bestärkt uns im Vorhaben, Hochkultur in unser schönes Dorf zu tragen. Dieses Projekt beweist, dass es möglich ist, auch auf dem Land wahrhaft tolle Veranstaltungen durchzuführen. Ich bin glücklich, dazu beitragen zu können. – So, jetzt wird es aber Zeit für mich. Fertig machen, bei den letzten Vorbereitungen im Saal helfen und ab zum Einsingen in die Turnhalle der Grundschule. Heute Nachmittag 17 Uhr findet das zweite Konzert statt. Ich freu mich drauf und hoffe es klappt alles so gut wie gestern Abend!

Nun ist seit dem Schreiben dieser Zeilen bereits ein Monat vergangen. Auch das zweite Konzert war ein voller Erfolg. Die Aufregung der Tage rund um die „Ein Dorf singt“-Konzerte hat sich gelegt und wir stecken mitten in den Vorbereitungen für das Adventskonzert am Donnerstag, dem 19.12.2024.

 

Anke Götz
Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V.

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